Brink-Nord hat eine neue Kohlmajestät
In diesem Jahr war alles anders… Als erstes war hier das Datum, der 29. Februar. Dieser alle vier Jahre eingeschobene Tag schützt uns aufgrund des Sonnenumlaufs der Erde davor, dass wir in 350 Jahren nicht den Frühlingsanfang im Dezember feiern müssen. Blöderweise schützte uns der besondere Tag nicht vor fast monsunartigen Regenfällen, die die Marschtruppe bis aufs letzte Hemd durchnässte. Ein vorher durchdachter Regenplan B musste kurzerhand doch umgeworfen werden, allerdings griff dann ein kluger Plan C, der alle wieder trocken unter ein Dach brachte. Schlussendlich wartete der Spieß mit einer neuen Regelung beim Spiel um die Königswürde auf. Doch jetzt erst einmal von vorn:
Knapp 25 Schützenschwestern, Schützenbrüder inklusive Kinder begaben sich in diesem Jahr vom Ego Lohne aus auf die jährliche Kohltour. Mit dem Regenschirm bewaffnet führte der Weg uns über die Gertrudenstraße bei unserem Ehrenpräsidenten Burkhard Krapp vorbei. Mit neu aufgefüllter Marschverstärkung näherten wir uns über kleine Schleichwege über die von-Schiller-Straße bedrohlich dem Gebiet der Burgwaldmücken. Kaum dort angekommen, brach das Unwetter über uns herein. Schirme klappten um und nasse Füße blieben nicht aus.
Glücklicherweise konnte unser Plan A zumindest noch teilweise ausgeführt werden. Denn wir waren zu Besuch bei Gräfin von Kerssenbrock auf Burg Hopen angekündigt, die uns fachkundig über die bauliche und familiäre Historie der Burg aufklärte. Viele Details in ihrem Vortrag animierten die geschichtsaffinen Kompaniemitglieder zu weiteren Nachfragen, die allesamt von der Gräfin pointiert beantwortet werden konnten. Eindrucksvoll waren kleinste Hintergrundinformationen, wie die Nutzung eines eigenen Brunnens, der weitaus besseres Wasser liefere als das Stadtwasser oder die Isolierung des ersten Stockwerkes durch nur eine Steinreihe. Die Kompanie bedankt sich herzlich bei der Hausherrin nebst Hütehund für die freundliche Aufnahme bei sich auf der Burg.
Aufgrund des schlechten Wetters sollte hier eigentlich Plan B greifen, jedoch war das Wetter doch so gemein zu uns, dass wir diesen Plan verwarfen und als Plan C mit einem Taxi zurück in die Innenstadt fuhren, um uns trocken zu legen. Wenig später traf man sich zunächst in Overmeyers Clubhaus an der Keetstraße und zur Abendzeit dann schließlich mit knapp 40 Teilnehmern am Ziel, dem Kompanielokal im Alten Rathaus. In vertrauter Atmosphäre am Brink wurden wir von Kompaniewirt Rolli und seinem Team bestens verpflegt. Der Kohl nebst Wurst, Kasseler und Kartoffelbeigabe war grandios und mundete nicht nur der alten Kohlmajestät Tom Meistermann neben seiner Königin Sophie. Alle waren gut gestärkt für die kommende Auswahl des neuen Kohlkönigs.
In Zeiten von Corona in Deutschland stellte sich der Spieß die Frage, wie lange es noch dauern könne, bis auch Großveranstaltungen wie das Schützenfest oder die Fußball-EM 2020 abgesagt würden. Bei Ausfall des Schützenfests war man sich schnell sicher, dass bei Abriegelung des Ortes in Quarantäne trotzdem ein Fest möglich sei. Doch ohne Fußball? Kaum denkbar. Daher sollte heute schon eine Ersatz-EM unter den Kompaniemitgliedern abgehalten werden, denn: „Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Sekunden.“ Hierfür hatte sich der Spieß eigens für diesen Abend einen Tischkicker organisiert. Und neu in diesem Jahr: Alle Schützenbrüder traten in einem KO-System um die Königswürde an – ganz gleich, ob eine Königin greifbar war oder nicht. Ein spannender Wettkampf – überwacht vom scheidenden König Tom und dem Videoschiedsrichter (Hauptmann Philipp) zeigte eindrucksvoll die Stärken und Schwächen der Kompaniemitglieder im Kickern. Nach drei Runden landete schließlich Jan Römann gegen Andreas Fröhle im Finale. Ein packender Zweikampf, in den der Videoschiedsrichter mehrfach wegen Fouls oder Abseits eingreifen musste, endete nach Ablauf der regulären Spielzeit mit einem Remis, sodass nur die Entscheidung per Golden Goal einen Sieger lieferte. Unglücklicherweise setze diese Situation Jan so unter Druck, dass ihm doch glatt ein Eigentor passierte. Die Entscheidung war gefallen und Andreas Fröhle war als neuer Kohlkönig ermittelt.
Und so kam es für Hauptmann Philipp – nachdem er traurigerweise dem scheidenden Paar die Insignien abnehmen musste – zum schönsten Moment seines Hauptmannsdaseins. Er konnte einen neuen König nebst Königin ausrufen und nach der Inthronisierung den Kuss der Königin entgegennehmen. Falls der Duden das Wort Glückseligkeit jemals neu definieren müsste, so wäre Philipp der erste, der diesen Zustand neu beschreiben könnte.
Und so ging der Kampf der Kompanie gegen Corona und verwandte Viren weiter, indem weiter kräftig von innen heraus desinfiziert wurde. Eines sei gewiss: Die Nebenwirkungen am kommenden Morgen haben gewiss andere Ursprünge als ein viraler Infekt.
Weitere Bilder finden sich in der Brink-Nord-Galerie.